Aus dem Post "El fin de semana", vom 27. September ist zu entnehmen, dass ich das "Fußball-System" noch nicht zu 100% verstanden hab. Das hat auch meine Vorvorgängerin, Merle, gemerkt und mir daraufhin einen Artikel von ihrer Vorgängerin, der Kara, geschickt! An dieser Stelle noch mal vielen Dank an Merle für´s schicken und vielen Dank an Kara, dass ich ihren Artikel hier veröffentlichen darf!!!
Also viel Spaß mit dem Artikel. Mir hat der Artikel sehr geholfen, dass Futbol Callejero zu verstehen!
"Straßenfußball: Das Spiel ist das Ziel
Von Kara(...)
Kinder sollen spielen können. Diese Idee ist nicht nur in den Köpfen der meisten Menschen verankert, sondern auch in der Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen. Dass dieses „Recht“ aus den verschiedensten Gründen nicht überall auf der Welt garantiert ist, unabhängig von der Entwicklungsstufe des Landes, geht regelmäßig durch die Medien.
Was Kinder aber überall auf der Welt spielen, ist Fußball: Annähernd runde Gegenstände werden zum Kicken verwendet, Torstangen durch T-Shirts ersetzt, jeder Platz kann in Gedanken in ein Fußballfeld verwandelt werden. Fußball ist ein Teamsport und sorgt – zumindest im Spiel – für einen gewissen Zusammenhalt, selbst wenn er sonst nicht gegeben ist. Daraus entwickelte sich die Idee des Straßenfußballs, und in Argentinien gründete 1994 der ehemalige Profifußballspieler Fabián Ferraro in Moreno, einem Vorort von Buenos Aires, die Stiftung Defensores del Chaco, aus der 2002 die argentinische nationale Straßenfußball-Liga, die Liga Nacional de Fútbol Callejero, hervorging.
In Deutschland ist der Straßenfußball ebenfalls ein Thema geworden: Im Jahr 2000 gründeten ehemalige Nationalfußballspieler die Stiftung Jugendfußball, aus der 2002 die Organisation Streetfootballworld hervorging. Parallel zur Fußballweltmeisterschaft der FIFA 2006 kamen 24 Teams aus aller Welt zur ersten Straßenfußballweltmeisterschaft in Berlin-Kreuzberg zusammen. Die nächste ist für 2010 in Südafrika geplant.
Beim Straßenfußball (spanisch: Fútbol callejero) steht nicht das Gewinnen im Vordergrund, sondern das Spiel und die Geschicklichkeit, mit der die Spieler es angehen. Vor dem Spiel stellen die Teams, die gemischt sind und daher mindestens ein weibliches Mitglied haben müssen, gemeinsam die Regeln auf (Linienregeln bleiben bestehen). Die können sich beispielsweise auf den Einbezug der Mädchen beziehen oder welche Fouls wie geahndet werden. Dann wird ohne Schiedsrichter gespielt und nach dem Spiel werden mit Unterstützung von Mentoren zusätzlich zu den erzielten Toren Punkte für Respekt, Solidarität und Kooperation innerhalb der Mannschaft verteilt. So kann die Mannschaft, die nach Torpunkten gewonnen hat, trotzdem verlieren, wenn die gegnerische Mannschaft fairer gespielt hat, oder man kann seinen Torrückstand durch ein besseres Spielverhalten ausgleichen.
In Argentinien wird diese Art des Straßenfußballs vor allem in sozialen Einrichtungen, aber auch in manchen Schulen gespielt, von denen sich einige einmal pro Monat zu Turnieren treffen. Eine der Einrichtungen, die regelmäßig eine Mannschaft stellt, ist das Kinder- und Jugend-Tageszentrum „La Paloma“. Die Kinder, die dort hingehen, kommen aus armen Verhältnissen, leben mit Gewalt und haben daraus resultierend die unterschiedlichsten Probleme. La Paloma bietet ihnen ein Ort frei von Gewalt, an dem sie sich entwickeln können und Lösungsstrategien erarbeiten und ausprobieren. Ein Weg ist der Fußball.
Als die Mitarbeiter von La Paloma 2006 einen Artikel über die Straßenfußballweltmeisterschaft gelesen haben, wandten sie sich an Defensores del Chaco und starteten kurz darauf mit dem Fútbol callejero-Training. „Straßenfußball hat andere Werte als der traditionelle Fußball, es werden Respekt und Solidarität vermittelt und in der so genannten dritten Halbzeit reflektieren sie ihr Spielverhalten“, erläutert Susana Mai, die Leiterin La Palomas. „Auf den Treffen und Turnieren haben die Teilnehmer nicht nur die Möglichkeit, diese Spielweise kennen zu lernen, wenn sie noch nicht damit vertraut sind, sondern es gibt weiter auch Werkstätte zu Themen wie Gesundheit – Straßenfußball bietet die Möglichkeit, vieles zu verbinden.“ Evelina Zyska, die mit zwei Kollegen die Mannschaft trainiert, sagt: „Die Kinder lernen die Provinz Buenos Aires kennen, gewinnen Werte, erhalten eine Möglichkeit, etwas an sich zu verändern und sogar ihre Familien sind integriert und engagieren sich. Aber das wichtigste ist: Sie haben Spaß!“
Auch in Deutschland fand der Straßenfußball als pädagogisches Mittel Anklang. 2004 gab es das Projekt Kick Forward von der Landessportverband Baden-Württemberg, das zum einen mit Schulen rund um Stuttgart arbeitete und sich zum anderen an die Arbeit mit vor allem Kinder und Jugendliche aus sozialen Brennpunkten wandte. Es wurde ausgezeichnet von der von der Weltdekade der Vereinten Nationen für 2005-2014 im Bereich Bildung für Nachhaltige Entwicklung.
Der Straßenfußball gibt Kindern und Jugendlichen nicht nur die Chance zu spielen, sie sehen auch die viel gepredigten Werte Toleranz, Respekt und Solidarität in erfolgreicher Aktion. Er gibt ihnen auch die Chance, mal aus ihrem Viertel heraus zu kommen, sich am öffentlichen Leben zu beteiligen, sich einzumischen. Straßenfußball ist auf mehrere Weisen ein Tor zu einer anderen Welt.
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Die Mannschaft: elf Spieler, aber mindestens sieben
Die Spieler: mindestens ein Mädchen
Die Regeln: Neben den bestehenden Linienregeln werden sie vor jedem Spiel von den beiden Mannschaften und einem sozialen Mentor ausgehandelt. Nach dem Spiel, oder in der Phase der „Dritten Halbzeit“, wird das Spielverhalten reflektiert und weitere Punkte (wieder mit Unterstützung eines Mentors) vergeben.
Das Spiel: Die Spieler spielen die Spielzeit der jeweiligen Altersstufe – ohne Schiedsrichter.
Die Punkte: Nach dem Spiel werden weitere Punkte vergeben. Die Art der Punktevergabe, wenn nicht zuvor anders besprochen, sieht etwa so aus (die letzten drei Punktarten können beide, eine oder keine der Mannschaften bekommen):
1 Punkt für jede Mannschaft für die Teilnahme
3 Punkte für die Mannschaft, die gewonnen hat. Bei Gleichstand gewinnt jede Mannschaft einen Punkt
1 Punkt für Respekt (den man erhält, wenn die Mannschaft die vorher vereinbarten Regeln respektiert hat)
1 Punkt für Solidarität (den man erhält, wenn man sich in den anderen hineinversetzen konnte)
1 Punkt für Kooperation (für das Verhalten innerhalb der Mannschaft)"
- geschrieben von Kara, meiner Vorvorvorgängerin^^